"Ich möchte noch einmal die Sonne sehen!"

„Ich möchte noch einmal die Sonne sehen!“

Holocaust-Gedenktag an der LuWi

Seit 2023 positionieren wir uns als „Schule ohne Rassismus“ klar gegen Fremdenfeindlichkeit und für demokratische Grundwerte im friedlichen Zusammenleben. Wir machen uns die Bedeutung für jeden Einzelnen, unsere Schulgemeinschaft und die Gesellschaft in Unterrichtsgesprächen und Projekten immer wieder deutlich und empfinden die Selbstverpflichtung, aktiv und aufmerksam für friedliches Zusammenleben einzutreten.

So nehmen wir auch den Holocaust-Gedenktag am 27.1. seit Jahren zum Anlass, in der Schule das Zeichen gegen Rassismus und Verfolgung zu setzen – in diesem Jahr gestaltete und beschriftete schließlich jeder Schüler und jede Schülerin einen selbst mitgebrachten Stein zum Gedenken. Dort fanden sich z.B. Hashtags mit aussagekräftigen Stichworten wie #nie wieder, #remember oder Peace-Zeichen, Herzen oder Tränen. Am Montag, den 29.01.24, versammelte sich dann die Schulgemeinschaft auf dem Schulhof, um den eigenen Stein an zuvor aufgestellten Zitaten von Holocaust Opfern oder zum Holocaust niederzulegen. Unsere Schüler*innen gingen einen Zitatpfad ab und hinterlegten am für sie eindrucksvollsten Zitat einen Stein. 

Zuvor freuten wir uns über den Besuch von Ruth de Vries in Begleitung von Monika Stadje in unserer Ludwig-Windthorst-Schule. Beide Damen sind Mitglieder der jüdischen Gemeinde Osnabrück und gaben der gesamten Schülerschaft zunächst einen kurzen geschichtlichen Überblick zum Thema Holocaust. Danach teilte Ruth de Vries, Tochter von der Zeitzeugin und Überlebenden des Holocaust in Ausschwitz Erna de Vries, mit uns einen sehr persönlichen Einblick in ihre Vergangenheit.

So berichtet sie von ihrer eigenen Mutter, wie diese ins Konzentrationslager gebracht wurde und nur durch Zufall und mit sehr viel Glück Ausschwitz überlebte. Einige Schüler*innen sagten nach dem Vortrag wie traurig es gewesen sei, dass sich die damals junge Erna de Vries von ihrer eigenen Mutter für immer verabschieden musste, bevor sie im Lager voneinander getrennt wurden, als sie selbst darauf wartete „abgeholt“ zu werden. Was das bedeutete, war Erna de Vries laut ihrer Tochter durchaus bewusst und sie dachte bei sich: „Ich möchte noch einmal die Sonne sehen“. Dieser Satz blieb uns allen sehr eindrücklich im Gedächtnis.

Die Ludwig-Windthorst-Schule dankt Frau de Vries und Frau Stadje für ihren eindrucksvollen Vortrag, die Erzählungen, die Bilder und Videoausschnitte. Um deutlich zu machen, welchen Eindruck dieser Tag auf die SchülerInnen gemacht hat, finden sich hier im Anschluss Zitate verschiedener Schulstufen.

„Ich fand den Holocaustgedenktag gut, weil ich finde, dass sowas nicht mehr passieren darf.“  (Jahrgang 7)

„Ich könnte gar nicht so über meine Mutter reden, das hat mich sehr beeindruckt.“ (Jahrgang 6)

„Sie wollte die Sonne sehen, wow, ich sehe jeden Tag die Sonne, wenn sie scheint.“ (Jahrgang 9)

„Das ist mir erst jetzt richtig aufgefallen, dass das alles hier – bei uns – passiert ist.“ (Jahrgang 6)

„Erna de Vries hat schon vor Jahren vor neuem Rechtsextremismus gewarnt – das sollte uns zu denken geben.“ (mehrere Jahrgänge)

„Man war nicht abgelenkt, sondern ergriffen.“ (Jahrgang 9)