Glandorfer Schülerinnen schrauben an ihrer Zukunft

Glandorfer Schülerinnen schrauben an ihrer Zukunft

Frauen in technische Berufe

Neue Osnabrücker Zeitung vom 7.12.2021

Artikel: Axel Ebert
Foto: Axel Ebert
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Glandorf. Wenn Mädchen in jungen Jahren die Scheu vor Technik verlieren, wählen sie später auch einen entsprechenden Job. Darauf setzt das Schulprojekt „Girls repair for future“ an der Ludwig-Windthorst-Schule in Glandorf.

Zuerst betrachten die Schülerinnen Draht und Zange skeptisch, die Eislöffel aus Holz hinterlassen Fragezeichen. Schnell aber löst sich die Zurückhaltung und die Mädchen beginnen, mit dem Material zu hantieren.

Diana und Cemre Naz (beide 13 Jahre) biegen gemeinsam einen Draht zu einer Herzform. Foto: Axel Ebert

Andrea Bornhütter-Kassen nickt zufrieden, das Eis ist gebrochen. Sie leitet an der Ludwig-Windthorst-Schule in Glandorf das Projekt „Girls repair for Future“. Die gemeinnützige Initiative Let´s Mint (Hilter), die von regionalen Unternehmen gefördert wird, möchte mit dieser Art von Unterrichtsreihe Mädchen für MINT-Berufe begeistern. Dabei handelt es sich um Ausbildungen, die von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (=MINT) geprägt sind.

Reparatur-Treff

Die Projektwoche beginnt mit der Entwicklung des eigenen Teenager-Profils, wird mit einem Technik-Parcours fortgesetzt, in dessen Verlauf das handwerkliche Experiment im Vordergrund steht. An einem weiteren Tag besucht die Gruppe einen Recyclinghof. Ferner sind Treffs geplant, in denen die Mädchen regelmäßig unter Anleitung Gegenstände reparieren werden.

16 Oberschülerinnen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren nehmen freiwillig an dem Projekt teil. Elisa bastelt fast beiläufig mit den Holzlöffeln. Eine Anleitung verdeutlicht ihr, wie man eine Leonardobrücke fabriziert. Diese 600 Jahre alte Da-Vinci-Konstruktion kommt ohne Nägel und Schrauben aus. „Noch ein Stäbchen und fertig“, sagt Elisa. Wiebke hat es auch gleich geschafft, während parallel Cemre Naz und Diana an einem Schraubstock mit einer Spitzzange einen starren Draht zu einem Herz biegen. Spielerische Materialkunde. „Willkommene Abwechslung vom normalen Unterricht“, sagen sie. „Das sei auch der Ansatz“, bestätigt Johannes Wolken, der die Berufsorientierung an der Einrichtung verantwortet. 

Projektleiterin Andrea Bornhütter-Kassen erklärt einen Versuchsaufbau. Foto: Axel Ebert

Schweißen mit Wachs

Die Mädchen sollen die Scheu vor technischen Berufen verlieren und dadurch auch einen Blick für Nachhaltigkeit entwickeln. „Umweltschutz und Technik gehen Hand in Hand“, sagt Bornhütter-Kassen. Wenn das Interesse bei den Schülerinnen bis zur persönlichen Berufswahl hochgehalten wird, liegt die Entscheidung immer noch bei unter 15 Prozent, einen technischen Beruf zu ergreifen. „Und das, obwohl ein viel größerer Anteil der Mädchen Talent mitbringt“, so Bornhütter-Kassen.