Kooperationsverbund wächst

Kooperationsverbund wächst

Neue Osnabrücker Zeitung vom 19. Mai 2016

Gründker in Glandorf: „Gesellenprüfung viel wert“ – Kooperationsverbund wächst

Glandorf. fm. Der Kooperationsverbund für Berufsorientierung hat sich bei der Firma August Gründker getroffen. Der Verbund wächst mit Feldhaus Klinker aus Bad Laer, der Barmer GEK Georgsmarienhütte und Bäckerei-Konditorei Wolke weiter.

Die mehr als 100 Mitarbeiter starke Glandorfer August Gründker Bauunternehmen & Bedachungen GmbH wird in dritter Generation geführt und bildet zehn junge Menschen zum Zimmerer, Maurer, Dachdecker, Bauzeichner, Klempner oder als Bürofachkraft aus. „Wir haben eine zehnprozentige Quote“, sagte einer der Geschäftsführer Karl Gründker. So werde der Fachkräftenachwuchs gesichert.

NOZ Mai 16 2Der Kooperationsverbund Schule-Beruf für das südliche Osnabrücker Land traf sich im Mai 2016 in Glandorf.         Foto: Frank Muscheid

Betriebs-Rundgang

Zum Betriebs-Rundgang führte Dachdeckermeister Michael Birkemeyer vor, wie eine Schornsteinkopf-Verkleidung aus Naturschiefer entsteht. Gelernt mit Schieferhammer und Haubrücke umzugehen hat der Glandorfer im Heimatort. Er steht damit für die gute Ausbildungssituation vor Ort, von der Betriebe und Schüler profitieren.

NOZ Mai 16 1Gelernt hat Dachdeckermeister Michael Birkemeyer sein Handwerk in Glandorf.          Foto: Frank Muscheid

So hätten sich zuletzt 27 von 54 Schulabsolventen für eine Ausbildung entschieden, sagte der Konrektor der Ludwig-Windthorst-Schule Michael Fritze. Wichtig sei eine gute Berufsorientierung durch die Betriebspraktika mit jährlich rund 60 Schülern.

NOZ Mai 16 4Gut 50 Meter geht es mit diesem Kran der Firma Gründker nach oben, der Blick zu Hauptgebäude und Glandorfs katholischer Kirche, deren Dach auch schon repariert wurde.
Foto: Frank Muscheid

Junge Leute in Berufe zu bringen, aber auch „wieder für Politik zu interessieren“, wünschte sich Karl Gründker. Er riet, den Kontakt zu Schulen zu suchen und schwierigen Auszubildenden eine zweite Chance zu geben. „Ausbildung ist der Atem des Betriebes“, betonte Bruder August Gründker. Werde sie vernachlässigt, trete Stagnation ein. Der Großvater habe die Spur zum 1934 gegründeten Familienunternehmen gelegt. „Handwerk muss erlebt, gelehrt, vorgelebt, praktiziert werden“, betonte der ehemalige Prüfungsausschussvorsitzende im Maurerhandwerk. „Die Gesellenprüfung ist so viel wert wie ein Abitur.“

Volljährig in die Schuldenfalle

NOZ Mai 16 5Viele junge Erwachsene verschulden sich für Smartphone und Lebensstil, erklärte Andreas Zienczyk.         Foto: Frank Muscheid

20 Prozent derer, die seine Schuldner-Beratung in Anspruch nähmen, kämen aus der Altersgruppe 18- bis 25-Jähriger, mancher habe schon 10000 Euro Schulden, sagte Andreas Zienczyk vom Katholischen Verein für soziale Dienste Osnabrück. An der Windthorst-Schule arbeitet er präventiv mit Abschlussklassen zum Umgang mit Geld und Finanzen, sein Vortragsthema beim Verbundtreffen.„Mit dem 18 Lebensjahr bricht die Macht der Wirtschaft auf sie ein, weil sie voll geschäftsfähig sind.“ Gerade für Auszubildende mit dem ersten eigenen Gehalt eine ungewohnte Situation. „Vorher ist viel über die Eltern geregelt worden.“ Handyverträge, sorgloser Lebensstil oder bargeldlose Online-Einkäufe beschleunigten das Kontoüberziehen. 6,67 Millionen Menschen in Deutschland seien überschuldet. Die karitative Schuldenberatung helfe, einen finanziellen Überblick zu gewinnen und die persönliche Lebenssituation in den Griff zu bekommen.

Drei neue Verbundpartner

Der Betriebsleiter des Unternehmens Feldhaus-Klinker Alexander Schröder, der Bezirksgeschäftsführer der Barmer GEK Georgsmarienhütte Lars Klenke und der Geschäftsführer der Bäckerei-Konditorei Wolke, Wilhelm Wolke, unterzeichneten den Kooperationsverbund. „Wir werden darauf achten müssen, Fachkräfte aus der Region zu bekommen“, so Schröder, „So sind wir näher an den Schulen dran. Wir bilden in diesem Jahr erstmals je einen Industriemechaniker, Industriekeramiker und Elektroniker aus.“

„Seit 2011 arbeiten wir in der Berufsorientierung. Wir haben daher mit Firmen und Schülern zu tun und wollen die gemeinsamen Interessen zusammenbringen“, sagte Lars Klenke. Im Verbund würden gemeinsame Probleme gemeistert, so Wilhelm Wolke: „Dadurch sehe ich eine Chance, noch den ein oder anderen Auszubildenden zu bekommen.“

Wocken wechselt

NOZ Mai 16 3Maria Narberhaus verabschiedete Matthias Wocken aus dem Kooperationsverbund. Der Schulleiter der Windthorst-Schule wechselt nach Osnabrück.    Foto: Frank Muscheid

Verzichten muss der Kooperationsverbund künftig auf Matthias Wocken. Als Schulleiter wechselt er zum 1. August von der Windthorst-Schule an die Thomas-Morus-Oberschule in Haste. Konrektor Michael Fritze tritt zunächst die Schulleitung an. Schulsozialpädagogin Maria Narberhaus und der Verbund verabschiedeten Wocken.

„In Glandorf wurde schon vor dem Verbund kooperiert“, sagte Wocken. Aber durch diesen sei es einfacher, in Betrieben anzurufen. „Man hat einen Bezug zueinander, kennt sich, traut sich, auch schwierige Dinge anzusprechen. Deswegen bin ich umso froher, dass immer noch Betriebe dazustoßen.“ Das müsse sich Glandorf bewahren.