Neue Osnabrücker Zeitung vom 28. Juli 2016

Glandorfer Schüler pflegen ihren Schulgarten auch in den Ferien

Glandorf.ap. In den Sommerferien zur Schule gehen? Für viele unvorstellbar. Für einige Glandorfer Schüler allerdings eine Selbstverständlichkeit. Denn die Pflanzen im Schulgarten machen auch in den Ferien keine Pause. Eher im Gegenteil.

Gelbe Himbeeren, grüne Eier oder Mangold: „Wir pflanzen auch besondere oder alte Gemüse- und Obstarten an“, berichtet Biologielehrer Helmut Laig. Er steht gerade inmitten der Möhren im Garten der Ludwig-Windthorst-Schule. Die Sonne und der Regen der vergangenen Tage haben ihnen gutgetan. Zu seinem Leidwesen allerdings nicht nur den Möhren. Auch das Unkraut wächst und gedeiht. „Gut, dass die Schüler sich trotz Ferien um den Schulgarten gekümmert haben“, sagt der der Leiter der Garten AG. Sonst hätte man sich nach sechs Wochen wohl eine Schneise durch das Unkraut schlagen müssen, ehe das kleine Gartenhäuschen zu erreichen wäre. Eine extra Motivationsspritze für die Glandorfer Schüler war offenbar nicht notwendig. „Die sind von sich aus motiviert“, sagt Laig aufrichtig.

Foto: Swaantje Hehmann

„Das ist unsere Pflicht“

Inzwischen ernten die Schüler und befüllen Holzkisten mit Bohnen, Tomaten und Mangold. „Wir haben einen Plan aufgestellt“, erklärt Max Hannemann. Demnach hegten und pflegten jede Woche etwa drei Schüler und ein Lehrer den Garten und verteilen die Gemüsekisten. In der letzten Ferienwoche sind er und sein Kumpel Sebastian Walgern dran. „Die meisten arbeiten bei der Schülerfirma Gartencrew, die Glandorfer mit Lebensmitteln aus unserem Garten beliefert“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Michael Fritze. Diese Lieferungen werden natürlich auch in den Ferien fortgesetzt. Denn gerade die Sommermonate sind erntereich. „Das ist einfach unsere Pflicht“, sagt Max. Die Kunden warten schließlich auf die Ware.

Auch in den Ferien brauchen die Hühner nicht zu fürchten, einmal zu wenig Wasser oder zu wenige Körner zu haben. Foto: Swaantje Hehmann

Gelbe Himbeeren

Und die ist 100 Prozent bio. „Natürlich sieht das Gemüse nicht so aus wie im Supermarkt“, sagt die Lehrerin Barbara Pelke. Um auf Chemiekeule und Netze zu verzichten, lassen sich die Schulgärtner deshalb einiges einfallen. Gelbe Himbeeren gehören auch zum Repertoire. „Diese Sorte wird von den Vögeln nur selten stibitzt und schmeckt so lecker wie die Roten“, sagt die Lehrerin. Der Selbsttest der Autorin zeigt: aromatisch süß. Barbara Pelke hat nicht zu viel versprochen. Doch nicht nur der Geschmack überzeugt. Regelmäßig wird der Garten von Experten unter die Lupe genommen und die bestätigen jedes Jahr aufs Neue: Auf den Gemüsekisten steht nicht nur Bio drauf – da ist auch Bio drin.

Felix kümmert sich außerdem um die Hühner. Das macht sonst sein großer Bruder Luca.    Foto: Swaantje Hehmann

Auch in den Ferien brauchen die Hühner nicht zu fürchten, einmal zu wenig Wasser oder zu wenige Körner zu haben. Foto: Swaantje Hehmann

Nur selten mal ein Ei

Plötzlich gackert es in der hinteren Ecke des Gartens. Aufregung im Hühnerstall. „Die Tiere werden natürlich auch gefüttert, bekommen etwas zu trinken“, erklärt Michael Fritze. Meistens macht das Lucca Hengelsheide. Momentan ist sein Bruder Felix jedoch würdiger Vertreter. Die Hühner hingegen haben weniger zu tun. „Sie legen noch nicht so viele“, sagt Felix. In den Ferien nimmt er die braunen Eier mit nach Hause.

Tomaten, Bohnen und auch Möhren finden sich in den Gemüsekisten. Es kann aber auch ganz anders sein. Denn in die Kisten kommt, was gerade wächst. Foto: Swaantje Hehmann

Ein anderer Wind

Doch die Hühner scheinen zu ahnen, dass bald wieder ein anderer Wind weht. Denn während der Schulzeit belegen die Schüler ihre Pausenbrote gerne mit den Eiern aus dem Schulgarten. Da bedarf es wohl etwas mehr als zwei bis drei in der Woche – und tatsächlich: Heute ist Luccas Ausbeute etwas größer. „Zwei Stück“, ruft er aus dem Bauwagen. Dann steht dem neuen Schuljahr wohl nichts mehr im Wege.

Trotz Ferien im Einsatz: Sebastian Walgern, Max Hannemann und Felix Hengelsheide ernten vier Kilo Mangold für die Gemüsekisten. Foto: Swaantje Hehmann